Elektromobilität im Flottenmanagement – Das Für und Wider


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Quelle: istock/teksomolika

Elektromobilität im Flottenmanagement – Das Für und Wider

Durch die staatlichen Zuschüsse für Elektrofahrzeuge ergeben sich attraktive Angebote. Lohnt sich ein Umstieg auf Elektromobilität im Flottenmanagement? In diesem Blog gehen wir auf die Vor- und Nachteile ein.

Kaum ein Thema hat die Automobilbranche in den vergangenen Jahren so sehr verändert wie die Elektromobilität. Wie polarisierend das ganze Thema ist, finden Sie mehr dazu in diesem Blog. Nicht nur das merklich gestiegene Umweltbewusstsein in der Gesellschaft, sondern auch die attraktiven finanziellen Aspekte haben einen wesentlichen Beitrag dazu geleistet, dass elektrisch betriebene Kraftfahrzeuge zunehmend zum Objekt der Begierde geworden sind. Mittlerweile auch von Dienstwagenfahrern/-fahrerinnen. Allerdings gibt es neben den vielen Vorteilen auch einige Nachteile und kritische Punkte, die es vor dem Erwerb zu berücksichtigen gilt. Ein Überblick.

Vorteile für Elektromobilität im Flottenmanagement

Das wohl am häufigsten vorgebrachte Argument für ein Elektromobil ist dessen Umweltfreundlichkeit. Statt fossile Brennstoffe zu nutzen, wird der Motor durch Strom angetrieben, weshalb das Fahrzeug kein Kohlenstoffdioxid ausstößt und eine emissionsfreie Fahrt ermöglicht. Im Optimalfall stammt der Strom sogar aus eigenen erneuerbaren Energiequellen. Dies steigert zusätzlich die Umweltbilanz des Elektroautos. Ein weiterer Vorteil ist, dass Strom gegenüber den herkömmlichen Kraftstoffen Benzin oder Diesel einen Preisvorteil besitzt. Je nach Verbrauch und Laufleistung des Fahrzeuges kostet eine „elektrische Tankfüllung“ weniger als eine vergleichbare Betankung mit Diesel oder Benzin, und Strom unterliegt nicht solchen Preisschwankungen wie die Ottokraftstoffe.

Umweltfreundlichkeit, Energierückgewinnung und Beschleunigung

Ein wesentliches Merkmal des E-Autos ist die Energierückgewinnung, die als großer Vorteil gegenüber den Verbrennungsmotoren hervorzuheben ist: Bei einem herkömmlichen Auto geht die vom Motor erzeugte Bewegungsenergie durch den Bremsvorgang verloren – das Auto verliert an Geschwindigkeit, während die Energie als Wärme austritt, die bei mechanischen Bremsen durch Reibung entsteht. Bei Elektroautos wird die Bewegungsenergie während des Bremsens jedoch zumindest teilweise zurückgewonnen und der Batterie wieder zugeführt, wodurch die Reichweite des Fahrzeugs verlängert wird. Dabei reicht es bereits, den Fuß vom Gaspedal zu nehmen, um die Energierückgewinnung zu aktivieren.

Neben dem Bremsen und der damit verbundenen Energierückgewinnung überzeugt auch die Beschleunigung des Elektroautos. Durch die Funktionsweise seines Antriebs kann das volle Drehmoment jederzeit genutzt werden, wodurch schon bei kleinen Autos ein dynamisches Fahrverhalten und zügiges Beschleunigen möglich ist. Außerdem sind elektrisch betriebene Fahrzeuge weitaus geräuschärmer unterwegs, da Motorengeräusche und Vibrationen beinahe völlig fehlen. Allerdings wurden bereits einige Sicherheitsbedenken laut, da Passanten aufgrund fehlender akustischer Signale unaufmerksamer sind, sodass neue Elektro- und Hybridfahrzeuge mittlerweile laut EU-Verordnung mit einem akustischen Warnsignal (Acoustic Vehicle Alerting Systems) ausgestattet sein müssen.

Finanzielle Aspekte als Grund für Elektromobilität im Flottenmanagement

Doch nicht nur die Ressourcenschonung und die technischen Spezifikationen lassen den Erwerb eines Elektroautos attraktiv erscheinen. Auch finanzielle Aspekte spielen beim Kauf sicherlich eine nicht zu vernachlässigende Rolle. Zunächst sind die verhältnismäßig niedrigen Service- und Reparaturkosten zu nennen, die sich durch den geringeren Verschleiß ergeben. Beispielsweise wird die Bremsanlage eines Elektroautos durch die Bremskraftrückgewinnung weitaus weniger beansprucht als bei einem Fahrzeug mit Verbrennungsmotor.

Käufer/-innen bzw. Leasingnehmer/-innen eines Elektroautos können sich zudem über einen Zuschuss freuen, der beim Kauf oder Leasen gewährt wird. Dieser sogenannte Umweltbonus wird anteilig vom Staat und von den Herstellern getragen, wobei der Bund seinen Anteil nach Beschluss vom 3. Juni 2020 als neue Innovationsprämie verdoppeln möchte. Der Anteil des Automobilherstellers wird direkt vom Kaufpreis bzw. vom Leasingpreis abgezogen, der staatliche Anteil wird wiederum nach der Antragstellung ausgezahlt. Als Grundlage für die Berechnung der Boni dient der BAFA-Listenpreis. Hierbei handelt es sich um den niedrigsten Nettolistenpreis, der für das Basismodell bei der Markteinführung in Deutschland aufgerufen wird. Etwaige Sonderausstattung wird nicht in die Kalkulation einbezogen.

Ein Überblick über die am 3. Juni beschlossenen Prämien:

Batterie-Elektrofahrzeug bzw. Brennstoffzellenfahrzeug mit einem Nettolistenpreis bis 40.000 Euro: 9.000 Euro (Bundesanteil: 6.000 Euro; Herstelleranteil: 3.000 Euro)

Batterie-Elektrofahrzeug bzw. Brennstoffzellenfahrzeug mit einem Nettolistenpreis über 40.000 Euro: 7.500 Euro (Bundesanteil: 5.000 Euro; Herstelleranteil: 2.500 Euro)

PlugIn-Hybridfahrzeug mit einem Nettolistenpreis bis 40.000 Euro: 6.750 Euro (Bundesanteil: 4.500 Euro; Herstelleranteil: 2.250 Euro)

PlugIn-Hybridfahrzeug mit einem Nettolistenpreis über 40.000 Euro: 5.625 Euro (Bundesanteil: 3.750 Euro; Herstelleranteil: 1.875 Euro)

Die Maßnahme des Bundes ist aller Voraussicht nach bis zum 31. Dezember 2021 befristet.

Durch diese Zuschüsse ergeben sich extrem lukrative Angebote, wodurch der Einstieg zur Elektromobilität im Flottenmanagement immer leichter wird.

Steuervorteile bei Elektromobilität im Flottenmanagement

Ebenfalls verlockend sind die Steuervorteile, die die Bundesregierung zur Förderung der Elektromobilität auf den Weg gebracht hat. Dazu zählt z.B. die Sonderabschreibung von 50 Prozent im Anschaffungsjahr für rein elektrische Liefer- und andere Nutzfahrzeuge sowie elektrisch betriebene Lastenräder. Diese Regelung gilt seit 2020 und ist bis Ende 2030 befristet.

Bei der Dienstwagenbesteuerung wird die Bemessungsgrundlage für die private Nutzung eines betrieblichen Elektro- oder extern aufladbaren Hybridelektrofahrzeugs seit dem 1. Januar 2019 halbiert. War diese steuerliche Maßnahme zunächst bis Ende 2021 befristet, gilt sie nun bis Ende 2030.

Doch nicht nur die Anschaffung eines Elektro- und Hybridautos wird durch steuerliche Vorteile gefördert, auch die laufenden Betriebskosten werden durch einen Steuererlass gesenkt. Das elektrische Aufladen dieser Fahrzeuge im Betrieb des Arbeitgebers ist aktuell bis Ende 2020 steuerfrei. Überlässt der Arbeitgeber seinen Mitarbeitern/Mitarbeiterinnen eine betriebliche Ladevorrichtung zeitweise zur privaten Nutzung, können diese ihre Fahrzeuge sogar bis Ende 2030 steuerfrei betanken.

Nachteile der Elektromobilität im Flottenmanagement

Neben den vielen ansprechenden Vorteilen, die ein Elektroauto mit sich bringt, gibt es auch einige Nachteile, die es zu bedenken gilt. Die genannten finanziellen Zuschüsse und Förderungen müssen mit dem vergleichsweise hohen Anschaffungspreis von E-Autos verrechnet werden.Vor allem die teure Batterie lässt den Preis für ein Elektroauto in die Höhe schießen.

Als wesentlicher Nachteil ist sicherlich die niedrige Reichweite von Elektroautos zu bewerten. Während moderne Autos mit Verbrennungsmotor rund 1.000 Kilometer mit einer Tankfüllung schaffen, kommen E-Autos auf eine Reichweite von nur wenigen Hundert Kilometern. Der Verbrauch ist stark von der Beschaffenheit der zu befahrenden Strecke und der Fahrgeschwindigkeit des Autos abhängig.

Niedrige Reichweite, lange Ladezeiten, Abhängigkeit von Witterungsbedingungen

Ist die Batterie einmal leer, kann es durchaus lange dauern, sie wieder zu laden. An einer haushaltsüblichen Steckdose kann die Ladedauer des E-Autos die Zehn-Stunden-Marke überschreiten. Selbst an einer modernen Schnellladestation dauert es zumindest 30 Minuten, um den Akku wieder einigermaßen vollständig zu laden. Im Vergleich mit Benzin- oder Dieselfahrzeugen, die in zwei Minuten mit 60 Litern Ottokraftstoff befüllt sind, ein klarer Nachteil.

Nicht zuletzt beeinflussen Witterungsbedingungen die Leistungsfähigkeit der Elektrofahrzeuge. Ein Leistungsabfall ist beispielsweise bei niedrigen Temperaturen zu bedenken. Bei hohen Temperaturen ist es hingegen die Klimaanlage, die den Akku in erheblichem Maße beansprucht und so die Reichweite des Autos herabsetzt.

Wenige Modelle zur Auswahl, das schränkt die
Elektromobilität im Flottenmanagement ein!

Fällt die Entscheidung zugunsten eines E-Autos, steht der/die kaufwillige Interessent/in vor der Qual der Wahl. Diese ergibt sich allerdings nicht aus einer etwaigen Fülle an zur Verfügung stehenden Fahrzeugen. Vielmehr ist das Gegenteil der Fall, denn obwohl der Trend in der Automobilbranche deutlich Richtung Elektromobilität geht, stehen zurzeit nur verhältnismäßig wenige Modelle zur Auswahl. Insbesondere das Segment der einigermaßen erschwinglichen Fahrzeuge ist sehr überschaubar. Mit langen Lieferzeiten von bis zu zwölf Monaten ist zu rechnen. In den kommenden Jahren können wir mit einer Verbesserung bezüglich des Angebots und der Preisgestaltung ausgehen.

Kritische Punkte – Ein Gedankenimpuls

Sind die Vor- und Nachteile des Erwerbs eines Elektroautos abgewogen, bleiben noch kritische Punkte, die es ebenfalls zu berücksichtigen gilt. Damit sind jene Aspekte gemeint, die für einen reibungslosen Betrieb obligatorisch und für umweltbewusste Fahrer/-innen von Interesse sind.

So ist beispielsweise bei hybridbetriebenen Fahrzeugen darauf zu achten, dass der E-Motor zur Unterstützung des Verbrennungsmotors nur dazu geschaltet werden kann, wenn seine Batterien geladen sind. Hört sich selbstverständlich an, doch die Integration im Alltag ist nicht zu vernachlässigen. Im Stadtverkehr und für kurze Strecken bietet es sich an, auf den Elektromotor zurückzugreifen. Bei langen Strecken lohnt sich hingegen die Nutzung des Verbrennungsmotors, um den Akku nicht zu entladen und eine größere Reichweite zu erzielen. Nur so ist eine optimale Nutzung des Hybridfahrzeugs gewährleistet: Letztlich muss sich die Entscheidung für ein Elektroauto oder für ein Hybridfahrzeug nach den individuellen Fahrbedürfnissen richten; die Fokussierung auf einen bestimmten Motortypen ist nicht zielführend.

Hybridfahrzeuge als Alternative für Außendienstmitarbeiter/-innen

Für Außendienstmitarbeiter/-innen bieten sich beispielsweise eher Hybridfahrzeuge an, da sie mehrere Zehntausend Kilometer im Jahr zurücklegen, was mit rein elektrisch betriebenen Fahrzeugen nicht zu bewältigen ist. Für Firmen, deren Mitarbeiter sich nur im kleinen Radius um den Sitz des Unternehmens herum bewegen und hauptsächlich innerstädtisch unterwegs sind, lohnen sich hingegen reine Elektrofahrzeuge. Allerdings muss die Lademöglichkeit der Fahrzeuge stets gegeben sein. Daraus ergibt sich ein weiterer Gesichtspunkt, welche die Kalkulation beeinflusst: Damit die Firmenwagen geladen sind, müssen dementsprechend ausreichend Ladebuchsen am Firmensitz zur Verfügung stehen. Die Verantwortung für das regelmäßige Laden der Akkus tragen anschließend die Mitarbeiter/-innen.

Abbau von Kobalt unter fragwürdigen Umständen

Wie so oft hat auch die vermeintliche Umweltfreundlichkeit der Elektromobilität eine Schattenseite. Zwar werden auf der einen Seite fossile Brennstoffe gemieden und eine emissionsfreie Fortbewegung ermöglicht, doch auf der anderen Seite wird der Abbau von Kobalt intensiviert. Dieser Rohstoff ist für die Herstellung von wiederaufladbaren Batterien unerlässlich, gewonnen wird er jedoch unter fragwürdigen Umständen. Über dieses Thema hat bereits die FAZ berichtet. Kobalt wird in Minen, hauptsächlich im Kongo abgebaut, wo ein Minencode die Registrierung eines jeden Schürfers vorschreibt und die erlaubten Schürfgebiete festlegt. Ähnliche auf Sicherheit, Arbeits- und Umweltschutz abzielende Vorschriften gibt es ebenso wie ein striktes Verbot von Kinderarbeit. Doch das ist nur die Theorie, die Realität vor Ort sieht zweifelsohne anders aus.

Batterieherstellung ist eine extreme Belastung für Mensch und Umwelt

Durch die Schürfarbeiten werden die Böden und das Wasser der umliegenden Gebiete verseucht, ansässige Bauern verlieren ihre Arbeits- und Lebensgrundlage. Hinzu kommt die Luftverschmutzung, die in schweren Lungenkrankheiten resultiert. Besonders gefährdet sind Minenarbeiter, die gesundheitliche Folgeschäden durch die vom Kobalt und Tantalerzen ausgehende Radioaktivität, den Staub sowie die Schadstoffe zu befürchten haben. Die Produktion der Batterien für Elektrofahrzeuge birgt dementsprechend einige Risiken für Mensch und Umwelt.

Lebenszyklus der Batterie und die Folgen

Der Lebenszyklus einer Batterie beträgt rund 8 bis 10 Jahre. Die Ersetzung der Akkus ist anschließend unausweichlich. Doch was geschieht mit den ausgedienten Akkus? Tatsächlich werden sie in der Regel zerlegt und ihre Bestandteile recycelt. Bis zu 96 Prozent der Batterie können durch bestimmte Verfahren wiederverwendet werden, was den CO²-Ausstoß bei der Produktion neuer Batterien um bis zu 40 Prozent senken kann. Neben der Wiederverwertung gibt es zudem noch die Möglichkeit, die ausgedienten Batterien als stationäre Energiespeicher zu verwenden.

Fazit

Es ist ersichtlich, dass der Kauf eines Elektroautos sowohl Vor- als auch Nachteile birgt, zudem sind einige Facetten zu beachten, wie z.B. die Produktionsbedingungen der Batterien und die Alltagstauglichkeit der Fahrzeuge. Schlussendlich muss jede/-r Interessent/-in für sich selbst entscheiden: Welche Argumente überwiegen? Bietet mein Unternehmen die notwendige Infrastruktur, um die tägliche Nutzung der Elektrofahrzeuge zu ermöglichen? Ist der Einsatz von Hybridfahrzeugen vielleicht sinnvoller für uns als der von Elektrofahrzeugen? Im Hinblick auf die Verkaufszahlen wird eines jedoch deutlich: Das Interesse an Elektromobilen hält unvermindert an. Es ist längst kein Trend mehr, sondern die Zukunft der Automobilbranche und der Fahrzeugflotten.